Es muss nicht immer das Sportinternat sein. Ein Einblick in den Karriereweg von Linda Bock.
Sportinternat ja oder nein? Diese Frage war bei mir im Alter von 15/16 Jahren sehr präsent. Viele Stimmen von Trainern, Mitspielerinnen oder Eltern, prasselten auf mich ein. Für mich bestand die Möglichkeit, nach Münster, zum VCO Münster zu wechseln, oder aber auch zum VCO Berlin. Es gab viele Argumente dafür, dennoch auch viele Argumente, die für mich dagegen gesprochen haben. Bei mir vielleicht eher eine Ausnahme, aber ich hatte mit den Skurios Volleys Borken einen Verein direkt vor der Haustür, der in der zweiten Liga Nord spielte. Vor allem erfolgreich spielte. Ein weiteres starkes Argument war, dass ich in Borken mit älteren und erfahrenen Mitspielern trainieren und viel von ihren Erfahrungen lernen konnte.
Ein klarer negativer Aspekt war, dass Schule und Training bei mir vor Ort nicht zentral miteinander verbunden waren, da ich auf das städtische Gymmasium Remigianum in Borken ging.
Die Kombination aus Schule und Sport ist weiter von einem hohem Trainingsumfang geprägt. Es war klar, dass ich diesen Trainingsumfang sowie die Trainingsintensität hier bei mir zu Hause nicht decken konnte. Als absoluter Familienmensch hörte ich aber am Ende

auf mein Bauchgefühl und entschied mich schlussendlich dazu in Borken zu bleiben, dort mein Abitur zu absolvieren, meinen Führerschein zu machen und in der 2. Bundesliga Nord zu spielen.
In den Sommermonaten stand für mich immer das Programm mit der Jugendnationalmannschaft an. Im Jahr 2017 wollten Trainer und Verantwortliche mich nochmals von dem Projekt VCO Berlin überzeugen, aber mein Gefühl sagte mir, dass ich mein Abitur in Borken zu enden bringen sollte. Man muss leider dazu sagen, ohne jemandem dabei zu nahe treten zu wollen, dass der VCO Berlin in den Jahren in der ersten Volleyball Bundesliga immer verloren hatte und meistens chancenlos nach den Spielen wieder nach Hause fuhr. Das wollte ich nicht! Ich meinte zu glauben, ohne es zu wissen, dass mich dieses ständige Verlieren "kaputt " machen würde.
In meinem letzten Jahr in Borken 2018, ebenfalls das Jahr, in dem ich mein Abitur machte, öffnete sich eine neue Tür für mich. Mein großes Ziel war es immer, in der 1. Bundesliga zu spielen. Dann kam das Angebot vom USC Münster. Meine Augen funkelten sofort und ich wollte direkt dort hin. Nach den ersten Gesprächen, die sehr zuversichtlich klangen, setzte sich mein Traum in die Wirklichkeit um. Im Mai 2018, in dem Monat, in dem ich endlich 18 wurde, konnte ich dann auch alleine zu den Trainingseinheiten fahren und war nicht mehr abhängig von meinen Eltern. Einen Monat später zog ich dann nach Münster um und war Teil der ersten Profimannschaft. Ich unterschrieb einen zwei Jahres-Vertrag als Libero. In meinem ersten Jahr, in dem Lisa Thomsen (heutige Trainerin dort) immer vor mir stand, konnte ich, vor allem auch von ihr, Stück für Stück an das Profileben herangeführt werden.

Zum Ende der Saison hieß es dann plötzlich, dass man mich als Angreiferin bräuchte. Von dort an stand ich als Außen/ Annahme in der Starting-Six. Diese Position war für mich nicht unbekannt, da ich diese bereits auch schon in Borken gespielt hatte. Dennoch war es ein gewaltiger Unterschied, gegen einen Block in der ersten oder zweiten Bundesliga anzugreifen. In der zweiten Saison beim USC, der Saison 2019/20, spielte ich komplett als Libero. Im Laufe dieser Saison deutete alles auf eine Vertragsverlängerung hin. Daraufhin unterschrieb ich für ein weiteres Jahr beim USC, ebenfalls als Libero. Doch zum Ende der Saison, als ich wieder als Angreiferin agieren sollte, verletzte ich mich am Knie und war nach der OP für ein paar Monate außer Gefecht gesetzt.
Doch es öffnete sich wieder eine neue Tür. Im Jahr 2021 zog es mich wirklich quer durch die Bundesrepublik. Dieses Mal aber nicht nach Berlin, sondern nach Dresden zum Dresdner SC. Hier unterschrieb ich zwei Jahre als Libero. Doch, wie bereits bekannt, kann sich sowas auch schnell wieder ändern. So war es auch. In der Vorbereitung verletzte sich eine Angreiferin schwer und fiel für die gesamte Saison aus. Daraufhin wurde ich wieder als Angreiferin auf‘s Feld geschickt. Im Jahr darauf wurde mir sogar ein neues Angebot als Außenangreiferin unterbreitet. Dieses nahm ich an und verbrachte mein letztes Jahr in Dresden, das wir wieder mit dem 3. Platz und somit der Bronze Medaille beendeten.

Seit dieser Saison (2023) spiele ich in den Farben Blau und Gelb für den SSC Palmberg Schwerin.
Also von West nach Ost, in den Norden. Hier habe ich ebenfalls einen zwei Jahres Vertrag unterschrieben und freue mich auf das Abenteuer!